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Inkontinenz: Was Sie tun können

21 Feb, 2023

Inkontinenz ist ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft. Trotz der Häufigkeit handelt es sich um ein Tabuthema, das oft unter Verschluss gehalten wird und viele Menschen scheuen sich davor, darüber zu sprechen. In diesem Beitrag werden wir uns mit dem Thema Inkontinenz auseinandersetzen und Ihnen Tipps und Informationen zur Verfügung stellen, um das Problem zu bewältigen.

Was ist Inkontinenz?

Von Inkontinenz spricht man, wenn eine Person nicht in der Lage ist, ihre Blase oder ihren Darm zu kontrollieren, was dazu führt, dass sie ungewollt Urin oder Stuhl abgibt. Hierbei wird zwischen Harninkontinenz (bei Urinverlust) und Stuhlinkontinenz (bei unkontrolliertem Stuhlabgang) unterschieden.

Laut Schätzungen leiden in Deutschland mehr als zehn Prozent der Bevölkerung zeitweise oder dauerhaft unter Inkontinenz. Die Dunkelziffer ist möglicherweise weit höher, da das Thema häufig mit Scham behaftet ist und Betroffene sich oft nicht trauen, über ihre Beschwerden zu sprechen. Da es sich um eine intime Angelegenheit handelt, verheimlichen viele Menschen, die unter Inkontinenz leiden, ihre Probleme sogar vor ihrem Arzt. Es ist jedoch wichtig, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die Symptome und Ihre Ursachen zu verstehen. Wer von der Diagnose Inkontinenz betroffen ist, kann mit der richtigen Behandlung die eigene Lebensqualität erheblich verbessern.

Formen von Inkontinenz und ihre Ursachen

Zunächst wird zwischen Harn- und Stuhlinkontinenz unterschieden. Während es bei der Harninkontinenz zu ungewolltem Urinverlust kommt, hat eine Stuhlinkontinenz das unwillkürliche Ausscheiden von Stuhl zur Folge. 

Mögliche Ursachen

Die möglichen Auslöser für eine Inkontinenz sind vielfältig. Körperliche Beschwerden oder Verletzungen im System aus Blasenmuskulatur, Schließmuskeln und Beckenbodenmuskulatur, neurologische Erkrankungen oder hohes Alter können diese Kondition auslösen. Zu den häufigsten Ursachen gehören:

  • Fehlfunktion der Blase (z. B. überaktive Blase)
  • Harnsteine
  • vergrößerte Prostata
  • Tumore
  • Nervenverletzungen oder -reizungen z. B. nach einem chirurgischen Eingriff
  • Diabetes Mellitus
  • neurologische Erkrankungen (Multiple Sklerose, Schlaganfall, Alzheimer etc.)
  • hohes Alter
  • Übergewicht
  • Einnahme von bestimmten Medikamenten

Harninkontinenz

Diese sehr häufig auftretende Form der Inkontinenz wird oft auch als Blasenschwäche bezeichnet. Eine schwache Blase ist jedoch nicht immer der Auslöser für ungewollten Urinverlust. Die unterschiedlichen Arten der Harninkontinenz können verschiedene Ursachen haben.

Belastungsinkontinenz

Die Belastungs- oder auch Stressinkontinenz wird durch körperliche Belastung ausgelöst. Durch eine Erhöhung des Drucks im Bauchraum geht ungewollt Urin ab. Dies kann bei Anstrengung, zum Beispiel durch das Anheben von schweren Gegenständen oder auch beim Husten, Niesen oder Lachen geschehen. Belastungsinkontinenz kann durch Verletzungen oder Reizungen des Beckenbodengewebes, Nervenverletzungen, Vorwölbungen der Harnblase und nach Operationen wie der Prostatektomie auftreten. Sie kommt häufiger bei Frauen als bei Männern vor, was oft an der schwächer ausgebildeten Beckenbodenmuskulatur liegt. Auch Belastungen durch Schwangerschaften oder hormonelle Umstellungen wie das Einsetzen der Menopause sind mögliche Auslöser.

Dranginkontinenz

Menschen mit dieser Art von Inkontinenz leiden unter plötzlichem und häufigem Harndrang, der mehrmals pro Stunde auftreten kann. Obwohl die Blase nicht oder nur wenig gefüllt ist, haben Betroffene das Gefühl, auf die Toilette zu müssen. Oft sind sie nicht in der Lage, diese rechtzeitig zu erreichen und entleeren sich in großen Mengen. Dranginkontinenz kann durch Nervenschäden oder -reizungen, Harnwegsinfekte, neurologische Erkrankungen, Diabetes mellitus oder psychische Ursachen ausgelöst werden. Nicht selten ist außerdem eine Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz.

Reflexinkontinenz

Menschen mit Reflexinkontinenz haben kein Gefühl für eine volle Blase und können das Wasserlassen nicht kontrollieren. Daher leiden sie häufig unter einer unvollständigen, stoßweisen Blasenentleerung. In diesem Fall liegen meist Nervenschädigungen vor, die verhindern, dass das Signal des Harndrangs zum Gehirn weitergeleitet wird. Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder Alzheimer bringen diese Kondition oft mit sich, ebenso kann sie in Folge eines Schlaganfalls oder einer Querschnittslähmung ausgelöst werden.

Überlaufinkontinenz

Hierbei ist der Blasenausgang blockiert und der Urin kann nicht richtig abfließen. Wenn die Blase voll ist, kommt es zu unwillkürlichem Urinverlust, der von häufigem starken Harndrang begleitet wird. Eine Harnröhrenverengung kann durch Harnsteine oder Tumore verursacht werden, während bei Männern häufig eine vergrößerte Prostata die Ursache ist. 

Extraurethrale Inkontinenz

Bei Patienten mit extraurethraler Harninkontinenz kommt es zu einem ständigen ungewollten Urinverlust, der nicht über die üblichen Harnwege, sondern über andere Ausgänge wie die Vagina oder den Anus erfolgt. Angeborene Fehlbildungen oder eine Fistel können diese Art von Inkontinenz verursachen.

Stuhlinkontinenz

Bei dieser Form von Inkontinenz wird Stuhl unkontrolliert ausgeschieden. Stuhlinkontinenz ist wesentlich seltener als Harninkontinenz und tritt häufig bei Funktionsstörungen des Schließmuskels oder neurologischen Erkrankungen wie Demenz, Alzheimer oder Multipler Sklerose auf. Es werden drei Schweregrade unterschieden.

Teilinkontinenz 1. Grades

Bei körperlicher Betätigung kommt es zu unkontrolliertem Luftaustritt und manchmal zu Fäkalienverschmutzung.

Teilinkontinenz 2. Grades

Patienten haben Schwierigkeiten Darmgase und dünnen Stuhl zu halten.

Totalinkontinenz

Patienten mit dieser Erkrankung haben keine Kontrolle über ihren Stuhlgang, was sich durch Verschmieren und Verlust von flüssigem wie festem Stuhl äußert.

Mögliche Ursachen für eine Schwächung des Schließmuskels sind: 

  • Verletzungen durch Operationen oder Geburten
  • Darmerkrankungen wie Morbus Crohn
  • Neurologische Störungen oder Erkrankungen
  • Tumore im Enddarmbereich
  • Darmträgheit oder Verstopfung
  • Schwache Beckenbodenmuskulatur
  • Medikamenteneinnahme

Inkontinenz im Alter

Das Risiko einer Inkontinenz nimmt mit dem Alter zu, hängt aber von unterschiedlichen Faktoren ab. Es wird vor allem von der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit der Menschen beeinflusst. Die Ursachen sind unterschiedlich und umfassen Blasen- oder Schließmuskelschwäche, neurologische Erkrankungen, Östrogenmangel, Schädigungen des Nervengewebes, Medikamente oder Harnwegsinfektionen. 

Mit zunehmendem Alter wird das Bindegewebe des Körpers geschwächt. So verlieren zum Beispiel auch die Muskeln der unteren Harnwege an Elastizität, was dazu führen kann, dass bei der Blasenentleerung nicht der gesamte Urin abgegeben wird. Dies ist häufig ein Grund, der eine Überlaufinkontinenz begünstigt.

Auch die geistige Leistungsfähigkeit kann im Alter nachlassen. Erkrankungen wie Demenz oder Alzheimer führen zu Vergesslichkeit und Verwirrung der Betroffenen. Hier können nicht-körperlich ausgelöste Inkontinenzen zum Thema werden.

Geeignete Behandlungsmethoden können das Ausmaß der Inkontinenz oft verringern. Wichtig ist, dass auch ältere Menschen mit ihren Problemen nicht allein gelassen werden und Unterstützung durch Familienangehörige und medizinische Fachkräfte erfahren.

Behandlungsmöglichkeiten und Therapie von Inkontinenz

Inkontinenz kann ein schwieriges Problem sein, aber es gibt eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, die Betroffenen helfen können, ihre Symptome zu lindern und ihr Leben wieder in vollen Zügen zu genießen.

Der erste Schritt zur Verbesserung der Situation ist die Diagnose: Betroffene sollten bereits bei ersten Anzeichen von Inkontinenz eine körperliche Untersuchung bei einem Arzt oder einer Ärztin durchführen lassen. Falls der Hausarzt nicht weiterhelfen kann, sollten Sie eine gynäkologische (Frauen) bzw. urologische (Männer) Untersuchung in Betracht ziehen. Bei Stuhlinkontinenz bietet sich eine proktologische Untersuchung an. Auch Urin- und Blutuntersuchungen, Ultraschall, urodynamische Untersuchungen (zur Bestimmung der Blasenfunktion), Blasenspiegelungen und Darmspiegelungen können Ihnen helfen, der Ursache auf den Grund zu gehen. 

Eine der ersten Optionen, die viele Ärzte empfehlen, ist das Beckenbodentraining. Dies ist eine einfache, aber wirksame Übung, die darin besteht, bestimmte Muskeln im Beckenbereich gezielt zu trainieren, um die Kontrolle über die Blase zu verbessern. Dabei handelt es sich um eine nicht-invasive Methode, die in vielen Fällen sehr effektiv sein kann.

Es gibt auch medikamentöse Therapien, die bei der Behandlung von Inkontinenz helfen können. Die Medikamente werden entweder als Tabletten oder als Injektionen verabreicht und zielen darauf ab, die Blasenmuskulatur zu entspannen und die Blasenkapazität zu erhöhen. Diese Optionen sollten jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.

In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um Inkontinenz zu behandeln. Hierbei werden chirurgische Verfahren durchgeführt, um die Ursachen der Inkontinenz zu beheben. Beispielsweise kann eine Operation durchgeführt werden, um die Harnröhre zu straffen oder um die Blase anzuheben, um Inkontinenz zu lindern.

Neben den medizinischen Behandlungsmöglichkeiten gibt es auch verschiedene Produkte auf dem Markt, die speziell für Menschen mit Inkontinenz entwickelt wurden. Hilfsmittel bei Inkontinenz sind zum Beispiel:

Es ist wichtig zu beachten, dass die Behandlung von Inkontinenz je nach Person unterschiedlich sein kann. Es ist daher ratsam, mit einem Arzt oder einer Fachkraft für Inkontinenzpflege zu sprechen, um herauszufinden, welche Optionen am besten für Sie geeignet sind. Mit der richtigen Behandlung und Unterstützung können Menschen mit Inkontinenz ein erfülltes und aktives Leben führen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Inkontinenz ein häufiges Problem ist, das viele Menschen betrifft, insbesondere ältere Erwachsene. Es kann das tägliche Leben beeinträchtigen und zu sozialer Isolation und Scham führen.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass es eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten gibt, die helfen können, die Symptome von Inkontinenz zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Diese reichen von Beckenbodentraining und medikamentöser Behandlung bis hin zu chirurgischen Eingriffen. Zusätzlich gibt es auch eine große Auswahl an Produkten, die speziell für Menschen mit Inkontinenz entwickelt wurden und diskret und bequem getragen werden können.

Beim Thema Inkontinenz ist es ratsam, die Unterstützung eines Arztes oder einer Fachkraft für Inkontinenzpflege in Anspruch zu nehmen, um die bestmögliche Behandlung zu erhalten. Mit der richtigen Therapie und den passenden Hilfsmitteln können Menschen mit Inkontinenz meist ein normales Leben führen.

 

Häufig gestellte Fragen

Was ist Inkontinenz?

Inkontinenz ist der unwillkürliche Verlust von Urin oder Stuhl aus der Blase oder dem Darm. Es kann aufgrund von Alter, Verletzungen, Krankheiten oder anderen Faktoren auftreten.

Wie wähle ich das richtige Produkt aus?

Die Auswahl des richtigen Produkts hängt von der Art und Schwere Ihrer Inkontinenz ab. Es ist ratsam, verschiedene Produkte auszuprobieren, um festzustellen, welches am besten zu Ihren Bedürfnissen passt. Sie können auch mit einer Fachkraft für Inkontinenzpflege sprechen, um Empfehlungen zu erhalten.

Wie kann ich unangenehme Gerüche vermeiden?

Unangenehme Gerüche können vermieden werden, indem Sie Einlagen häufig wechseln und entsorgen. Sie können auch geruchsbekämpfende Produkte wie sprühbare Desodorierungsmittel oder parfümierte Einlagen verwenden.

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